4/21/2005 Suedafrika / Port Alfred
Bungeejump Afrika
Umzug
(Harald) Morgens bleibe ich im Gaestezimmer, um meinen Gastgebern nicht zwischen die Beine zu laufen, mittags kommt Malcolm, einer von zwei Soehnen, aus dem Laden hoch und wir essen zusammen, was Jane, die dicke, freundliche Haushaelterin, gekocht hat. Yvonne ist erstaunt, als ich ihr erzaehle, dass Jane mit mir Englisch spricht, waehrend ich erstaunt bin, dass sie das nicht weiss, obwohl Jane seit 18 Jahren fuer die Familie arbeitet. Bryan ist vor einiger Zeit eine mit gegorenem Wein gefuellte Flasche in der Hand explodiert und hat ihm fast die das Handgelenk durchtrennt und mehrere Finger sind fuer immer gelaehmt. Mir war neu, dass dabei eine solche Wucht entsteht. Kevin erzaehlt mir beim letzten Behandlungstermin, dass einer seiner Kunden von Narben uebersaet war. Als er ihn nach der Ursache fragte, erzaehlte der Mann, dass er frueher in Johannesburg gelebt habe und 5 Mal ueberfallen worden ist. Beim ersten Mal wurde einmal auf ihn geschossen, beim letzten Mal 5 x und er ist nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Danach hat er Joburg fuer immer verlassen. Was fuer eine Stadt ist das nur?! Angeblich sollen etwa 1 Millionen Zimbabwer dort Zuflucht vor den katastrophalen Zustaenden ihrer Heimat gesucht haben und es sind oft nicht die "nice guys", die kommen. Ich mag auch die Gastfreundschaft der Robinsons nicht ueberstrapazieren und fahre abends mit Malcom nach Port Alfred, wo er, frischverheiratet, lebt. Der juengste Sohn der Robinsons hat sich mit 19 Jahren das Leben genommen- unter Schwarzafrikaner ist das weitgehend unbekannt, hier kaempft man hart ums Ueberleben, hier stirbt man sowieso oft frueh: als Neugeborenes oder vor dem fuenften Lebensjahr an Krankheiten, Unfaellen, Infektionen. Afrika fordert heraus, vernichtet, was nicht auf der Hut ist, macht stark, laesst einen das Leben spueren, ein lebenslanger Bungeejump. Ich quartiere mich erneut im Station Backpacker ein, der im alten Bahnhof untergebracht ist. Hier gibt es Internet und in der Naehe Einkaufsmoeglichkeiten. Direkt hinter den Gleisen ragt ein buschbestandener Huegel empor, rote Hibiskusblueten, gross wie Dessertteller, Schmetterlinge, braun, mit falschen Augen auf den Fluegeln, unserem Pfauenauge aehnlich, gross wie ein Handteller, die kleinen Palmtaeubchen, Taggeckos, braun-gefleckt, hinter den Bildern warten die Nachtgeckos auf die Dunkelheit, praechtige, indische Mandelbaeume, Jacarandas- man kanns schlechter treffen. "Das Leben ist wie Fahrradfahren. Du faellst nicht, solange du in die Pedale trittst." Claude Pepper Es wird Zeit, dass ich weiterkomme, Ungeduld brennt mir im Leib, ich will auf die Gardenroute und Kapstadt endlich sehen. geschrieben am 25.4. in Port Alfred
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