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Reisetagebuch

4/28/2005   Suedafrika / Port Elisabeth

Che

Fototrip durch die Stadt

(Harald) Am Morgen hat sich mein Ruecken nicht erholt. Geduld, Geduld! sage ich mir.

Das von der Herbergsmutter angebotene Fruehstueck ist mal wieder "englisch": Speck, Bratwurst, Eier, Fett tropft aus allem. Ich halte mich an Apfel, Muesli, Toast und Kaffee.

Der Lebensgefaehrte der Mutter erzaehlt mir von suedafrikanischen Lebensumstaenden, davon, dass der juengste Sohn 8 Jahre lang drogenabhaengig war, alles stahl, was er im Haushalt zu Geld machen konnte, bis die Familie keine Mikrowelle mehr hatte z.B. und die Bankkonten leergeraeumt waren, Probleme mit der Polizei, Krankenhausaufenthalte etc. Nach haarstraeubendem Terror schiesst der voellig aus dem Gleichgewicht geratene Mann auf seinen Ziehsohn, fuenfmal trifft er ihn, landet im Gefaengnis, der Sohn ueberlebt, der sein Leben lang unbescholtene Ziehvater kommt auf Bewaehrung vor fuenf Monaten frei, die Mutter schickt ihren Sohn woertlich zur Hoelle... eine Drogenkarriere.

Die Mutter ist ein Nervenbuendel, der zukuenftige Ehemann der Tochter ist alkoholabhaengig und der Ziehvater seit der "Geschichte", wie er die Tat nennt, ein gebrochener, kranker Mann, sein einziger leiblicher Sohn kommt betrunken bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Ich kann ueberall in den Backpackern und auf den Farmen sehen, dass die Maenner wie selbstverstaendlich betrunken Auto fahren und das als ein Kavaliersdelikt betrachten. Alleine am Osterwochende sind in S.A. ueber 200 Menschen toedlich verunglueckt. Auch so sieht Zivilisation aus.

Ich mache eine Fotosafari durch die Stadt, schoene alte Hotels mit Alkoven, Balkonen, Alleen, breit und ruhig, Buergerhaeuser aus dem 19. Jh., Kirchen, Apartmenthaeuser im Art Deco Stil, Museen. Am riesigen Strand, der sich um die ganze gigantische Bucht herumzieht, ein paar unverdrossene Bader, die trotz des hier und jetzt schon kuehlen Wassers, Surfen und Schwimmen, dahinter ziehen Segelschiffe ihre Schleifen. Mir gefaellt P.E..

Ich begegne den Bosniakinnen wieder, die mich einladen mit ihnen einen Kaffee zu trinken. Sie erzaehlen mir, wie erschrocken sie anfangs waren, wenn sie in der Uni in Stellenbosch den rueden Umgang der Studenten miteinander gesehen haben, bis sie gewahr wurden, dass sich die Xhosas diesen Umgang gegenseitig nicht uebel nehmen. Einen Stein zu werfen, mit einem Stock zuzuschlagen oder jemanden zu treten der auf dem Boden liegt, bedeutet hier nicht dasselbe wie z.B. in Deutschland.

Ich sehe nirgends Schnueffelkinder oder Bettler, die Stadt ist ausgesprochen sauber und ruhig und die Atmosphaere entspannt.

Um die Ecke hat ein Chinese seine Essenspreise halbiert und ich esse zum ersten Mal Sushi, danach gehe ich ins Kino: "Die Motorradtagebuecher", eine von Robert Redford produzierte Geschichte ueber den 24jaehrigen Che Guevara, der mit seinem Freund 12000 km durch den suedmarikanischen Kontinent faehrt und dabei der Armut der Indios begegnet, als angehender Arzt Leprakranke betreut und schliesslich sagt: "Es ist etwas geschehen auf dieser Reise mit mir und darueber muss ich lange nachdenken." Acht Jahre spaeter landete er in Kuba und entwickelte dort seine Bestimmung und wurde schliesslich in Bolivien mit Hilfe des CIA ermordet.

geschrieben am 2.5. in Port Elisabeth


 


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