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Reisetagebuch

5/20/2005   Suedafrika / Hermanus

Oh sole mio!

Die letzten Tage vor dem Ziel

(Harald) Im Zimmer hats nur etwa 12 Grad und die Dusche ist kalt- eine echte Herausforderung. Die bettwaesche ist voller schwarzer Kraushaare und schmutzig, weshalb ich in langer Hose unter meinem eigenen Schlafsack geschlafen habe, das Kopfkissen abgedeckt mit meinem eigenen Hemd.

Zum Aufwaermen setze ich mich beim Fruehstueck im Cafe draussen in die Sonne. Ich lese die Autobiografie eines nordamerikanischen Indianers namens Tahca Ushte, ein Sioux (sprich: Szu). Beim Lesen wird mir klar, dass ich mich von Afrika, vom wahren Afrika, im Laufe des letzten hlaben Jahres in S.A. entfernt habe. Zuviel Weisse, zuviel Suessigkeiten und Fast Food, heisses Wasser, weiche Betten, zuwenig Maisbrei und Brotfladen, zuwenig Kontakt mit den Afrikanern.

Es wird ein langer Tag heute, fast 100 km sind zurueckzulegen.

Zunaechst 10 km mit Seitenwind weiter auf der N 2 Richtung Kapstadt. Die Sonne schafft es kaum, gegen die kuehle Luft anzukommen. Die Autobahn N2 ist hier gesperrt, da die starken Regenfaelle der letzten Wochen die Strasse weggespuelt haben. Ich will sowieso nach Hermanus an die Kueste. Die Strasse windet sich durch eine kleine Bergkette ueber den Akkedisbergpass, in dem ich die ersten Weinreben sehe. Die Franzosen waren es, die der Kapregion ihre Vorliebe und ihr Wissen fuer Wein brachten und heute gehoeren S.A. Weine zu den besten der Welt.

Stanford. Pause. Nach einer Stunde weiter, ich sehe das Meer wieder. Um eine Bucht herum liegt Hermanus vor mir. Zwischen Juni und Dezember, meist im August bis Oktober, kann man vom Ufer der Stadt aus Wale beobachten. Da ich, wie 1998 auch, im Mai hier bin, entgeht mir dieser sicher unvergessliche Anblick. Die Leute sagen, dass dann hunderte von Walen in der Bucht sind und ein Ausrufer zieht durch die Stadt, um zu verkuenden, wo welche Wale gerade auftauchen.

Mit blossem Augen kann man, schlimmstenfalls vom Auto auf den Parkplaetzen aus, dann die Tiere in Heiratslaune beobachten. Buckel-, Finn, Blau- und die kleinen Minkwale, sowie die Orcas (auch Killerwale genannt) kommen hier vor. Letzterer ist eigentlich der groesste Delphin- wobei alle Delphine zu den Walen gehoeren. Wale sind Saeugetiere und die wahrscheinlich schwersten Tiere, die je auf der Erde gelebt haben. Der Pottwal ist auch das groesste Raubtier aller Zeiten, gegen den sich selbst ein T.Rex klein ausnimmt. Alle Wale bringen lebende Jungen zur Welt und saeugen diese. Legendaer ist ihre Friedfertigkeit. Verglichen z.B. mit dem groessten Landtier, dem Elefanten, die bei Stoerungen durchaus aggressive reagieren und schon viele Menschen getoetet haben, lassen sich Wale selbst in der Paarungszeit Unglaubliches gefallen. Taucher koennen sie beruehren, Boote sich zwischen ihnen gefahrlos bewegen. Dabei genuegte ein Schlag mit der Schwanzflosse, um ein Ausflugsboot zu zertruemmern. Majestaetik und Harmlosigkeit haben dieses Tier jedoch, wie alles andere Gefleuch, nicht vor der z.T. voelligen Ausrottung bewahren koennen. Norwegen und Japan insbesondere, machen immer noch Jagd auf die letzten Tiere.

Am Steilufer der stark touristisch orientierten Stadt hoere ich einen Opernsaenger! Ich radle hin, es ist ein junger Xhosa, der sich mit viel Uebung von einem CD-Sampler diesen Gesang abgehoert hat. Ich gebe ihm Geld und hoere seine Stimme hinter mir “Oh sole mio” und andere Arien singen, in klarem Italienisch, waehrend ich ueber die Bucht schaue, auf die im Wind segelnden Moeven und die Kormorane schaue, die auf den vorgelagerten Felsen in den letzten Sonnenstrahlen mit abgespreizten Fluegeln ihre Federn trocknen. Nur 3 Meter entfernt sitzen Dassies auf den Holzbaenken und in den Felsen. Von zahlreichen Touristen mit Pommes Frites und Donuts verwoehnt, sind sie fett und zutraulich geworden und schenken mir kaum Aufmerksamkeit.

Die Sonne ist nun untergegangen und ich fahre zum BP, ziehe in ein Dorm, wo mich mal wieder ein Mitbewohner in den Schlaf saegt.

geschrieben am 26.5. in Woodstock/Kapstadt


 


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