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Reisetagebuch

5/27/2005   Suedafrika / Kapstadt

Two Oceans Aquarium (1)

Besuch im kapstaedter Aquarium

(Harald) Ich bin zwar schon 1998 im kapstaedter Aquarium gewesen, aber dies ist eines der besten der Welt und einen neuerlichen Besuch wert.

Den Namen "Zwei-Ozeane" hat das Museum der Tatsache zu verdanken, dass am Kap der Indische auf den Atlantischen Ozean trifft. Ersterer bringt das warme Wasser des Agulhas Stroms aus zwei Richtungen mit: den Regionen vor Indien/Indonesien und Australien und aus dem Arabischen Meer und der Roten See. Dieses warme Wasser laesst Korallenriffe von Eilat im Golf von Aquaba bis Port Elisabeth wachsen und stroemt an Ostafrika vorbei, bis es sich hier am Kap mit dem kalten Bengalstrom aus dem Atlantik mischt. Die Folge sind u.a. heftige Winde, da die Meere ja die Wetterkuechen der Welt sind. Und die haeufigen Stuerme lassen seit Jahrhunderten viele Schiffe am Kap stranden.

Der kalte Wasserstrom, der das Klima der Kueste von Namibia bestimmt, nimmt aufgrund seiner niedrigen Temperatur kaum Luftfeuchtigkeit auf und deshalb ist die Namib-Wueste entstanden. Hier im Sueden ist es eigentlich warm, aber der kalte Bengal-Strom sorgt dafuer, dass hier so gut wie nie Regen faellt und die Skelett-Kueste Namibias verdankt ihren Namen den vielen Schiffsbruechigen, die nach Havarien in den Stuermen des Kaps scheinbar gluecklich am Strand Namibias anlanden, um dann dort zu verdursten, weil es hunderte Kilometer weit kein Wasser, keinen Schatten und keine Menschen gibt. Die Namib-Wueste reicht bis ins Meer, im Sand findet man immer wieder menschliche Knochen- es ist einer der einsamsten Orte der Welt.

Der warme Agulhas-Strom wiederum sorgt fuer tropisches Klima und staerkere Niederschlaege und so sind an der Ostkueste auch viele Menschen und Staedte zu finden. Im einsamen Ostkuestenmeer sind viele Fischtrawler unterwegs, kommerzieller Fischfang im grossen Stil, waehrend an der Ostkueste hauptsaechlich Fischfang in kleinerem Umfang und privates Angeln betrieben wird.

Die Durchmischung zweier verschiedener Meere macht aus der Kapregion ein einmaliges Gebiet. Hier kommen fuenf Delphin- und alle sieben Walarten, die in der suedlichen Hemispaehre leben, zur Hochzeit und Geburt hin: Mink-, Brydes-, Southern Right-, Buckel-, Pott-, Killer- und der groesste, der Blauwal. Dieses Tier ringt einem Ehrfurcht ab, ein Gigant, der jede gewoehnliche Vorstellung eines Tieres sprengt. Weibliche Blauwale erreichen ueber 33 m Laenge und wiegen 140-180 Tonnen, 2o mal soviel wie ein Killerwal und soviel, wie 20-30 Elefanten. Blauwale sind wahrscheinlich die massigsten Tiere, die je auf der Erde gelebt haben. Das Tier ist ein reiner Planktonfresser. Plankton ist ein Sammelbegriff fuer Kleintiere wie Krebse, Krabben, Fischlarven etc. Der Blauwal seiht mit Barteln, einer Art haarigem Netz in seinem Schlund, diese Tiere aus dem Wasser, dass er einfach ins Maul stroemen laesst- ausgerechnet dieser Riese frisst Tiere, die nur Millimeter gross sind.

Der Pottwal ist ein Koloss von bis zu 50 Tonnen und 18 m Laenge. Er ist ein Raubwal und frisst eines der geheimnisvollsten Tiere der Erde: die Riesentintenfische. Der Pottwal taucht bis zu unvorstellbaren 2000-3000 m tief und kann seinen Atem bis zu anderthalb Stunden (!)anhalten. Dort herrscht ein Druck, den kein anderes Lebewesen, das von der Oberflaeche in 20 Minuten hinuntertaucht, sonst ueberlebt. Mit seinen riesigen Kegelzaehnen kaempft dieses groesste Raubtier aller Zeiten dort in der eisigen Kaelte und voelligen Finsternis gegen die Riesenmolusken, die er durch deren Wasserbewegungen erfuehlt. Die Tintenfische erreichen selbst monstroese Masse. Es wurden schon Polypen mit einer Spannweite ihrer zehn Arme von ueber 36 m gefunden und auf gefangenen und angespuelten toten Pottwalen wurden Abdruecke von den Saugnaepfen mit 40 cm Durchmesser gemessen. Die Riesentintenfische (die ja keine Fische, sondern Weichtiere ohne Knochen und Knorpel sind) haben das groesste Auge aller Geschoepfe- es erreicht den Durchmesser eines Desserttellers.

Die groessten Tiere, die hier im Aquarium gezeigt werden, sind Raggertooth-Haie. Hinter 28 cm (!) dickem Acrylglas schwimmen ueber Augenhoehe vier dieser Fische, die ueber fuenf Meter lang werden. Es sind faszinierende Tiere, denen die Hauptaufmerksamkeit der Besucher gilt. Kinder, Maenner stehen staunend vor diesen gefuerchteten Jaegern. Allen Haien wachsen Zeit ihres Lebens Zaehne nach, die bei der Jagd abbrechen oder, stumpf geworden, einfach ausfallen. Zwei Zaehne verliert der Hai pro Tag, ueber 25000 im Laufe seines Lebens. Haizaehne sind haerter als Eisen.

100.000 Haie werden jedes Jahr getoetet und dieses Massenkillen hat dazu gefuehrt, dass manche Haiarten vom Aussterben bedroht sind. Hier im Aquarium macht man sich stark fuer den Artenschutz dieser Tiere. Vom groessten Raubfisch, dem Weissen Hai, soll es z.B. weltweit nur noch 3000 Exemplare geben. Die Haie werden nicht gefangen, um sie, wie andere Fische, zu verzehren, sondern ihnen wird lediglich die Rueckenflosse abgeschnitten und dann schmeisst man die schwer verletzten Tiere ins Wasser zurueck, wo sie verbluten und schwimmunfaehig, anderen Haien zum Opfer fallen. Das Aquarium bietet Postkarten an, die werben: "Letztes Jahr wurden 9 Menschen von Haien getoetet und 652 von Stuehlen.

Mich faszinieren die Quallen. In einem wunderschoenen Aquarium schweben glaesern-milchige Geschoepfe wie Wasserblumen vor blauem Hintergrund- ein lebendes Gemaelde. Vielleicht der schoenste Anblick hier. Ich stelle mir dazu eine Operettenmelodie vor, vielleicht ein Walzer.

Erst vor ein paar Jahren entdeckte man in der Tiefsee eine Qualle, deren Tentakel eine Laenge von fast 40 m erreichten und sie somit zum laengsten Tier der Welt machen. Ich frage mich bei diesen durchsichtigen Tieren immer, wo sind Herz, Gehirn und Magen? Die Gifte der Tentakel zaehlen zu den staerksten der Tierwelt. Die Portugisische Galleere und die Seewespe haben Gifte, die eine Menschen toeten koennen.

Und da ist der Steinfisch, der in den Gewaessern um St.Lucia bis Durban vorkommt. Dieser braune, haessliche Tarnkuenstler sieht wie ein Stein aus, seine Beute schwimmt ihm deshalb fast ins Maul. Sein Schutz vor Raeubern besteht im staerksten Gift, dass es bei Fischen gibt und das in seinen Rueckenstacheln in kleinen Saecken eingelagert ist.

Faszinierend schoen und giftig ist der Feuerfisch (auch Teufels-, Zebra- , Drachen- oder Loewenfisch genannt), der bis Port Alfred vorkommt: feurig rot-orange, gelb, farbenpraechtig. Warum sind die Fische so bunt? Weil sie in den farbenpraechtigen Korallen sonst nicht getarnt sind.

Es gibt einen "Streichelzoo"-Bereich. Hier kann man Seegurken (die Tiere sind und kein Gemuese), -sterne und -igel anfassen, sowie Anemonen. Die Anmutigsten dieser Spezies sind die Federsterne, die wie farbige Straussenfedern oder Farne im Wasser faecheln- auch sie Tiere.

geschrieben am 7.6. in Pretoria


 


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