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Reisetagebuch

6/28/2005   Suedafrika / Pretoria

Tatsachen

...und Fatalismen

(Harald) Ich bin siebenundvierzig Jahre alt. Seit heute. Eine unumstoessliche Tatsache.

Kanaldeckel sind rund, damit sie nicht ins Loch fallen koennen, Koelnisch Wasser wurde als Mittel gegen die Pest erfunden, Gartenzwerge haben rote Muetzen, damit sie beim Rasenmaehen nicht ueberfahren werden, Regenwuermer koennen nicht beissen, weil sie vorne und hinten nur Schwanz haben, ein Pfirsich ist wie ein Apfel mit Teppich drauf, Adoptieren ist eigentlich besser, weil sich Eltern dann ihre Kinder aussuchen koennen und nicht nehmen muessen, was sie bekommen, die Haelfte aller suedafrikanischen Fahrer hat nie eine Fahrschule von innen gesehen- es sei denn, um sich den Fuehrerschein zu kaufen und ich hab das Laengste wohl hinter, aber das Meiste vielleicht noch vor mir.

Statistisch hab ich noch etwa 11.000 Tage zu leben, eine verdammt lange Zeit. Wenn ich 120 jahre alt werde, wie die Weltrekordler, ist mit 60 mein Leben erst halb gelebt und es waeren noch etwa 26.660 Tage - das waere doch was!

Jedenfalls ein kostbares Gut, das groesste und das einzig wirklich eigene. Wenn man in den Zwanzigern ist, denkt man, das Leben sei eine Probe, aber mit etwa 40 erkennst du, dass es schon die Vorstellung ist und es keine zweite Show geben wird. Man ist alt genug, um seine Eltern zu enttaeuschen. Man denkt mit Zwanzig, dass Leben dauere 500 Jahre. Mit Zwanzig schaust du nicht zurueck, nur nach vorne. Du baust noch an den Erinnerungen, von denen du im Alter lebst.

Was machen mit dem Rest? Sinnvoll, freudvoll nutzen sollte man ihn. Sich erfreuen an jedem Tag, wenn irgend moeglich. Der Sinn des Lebens? Ich lasse andere fuer mich sprechen:

"Der einzige Sinn des Lebens ist es, zu sein, was wir sind, und zu werden, was uns zu werden gegeben ist." Robert Louis Stevenson, 1850-1894

"Das Leben ist eine Tatsache, es bedarf weder einer Erklaerung noch einer Bestaetigung. Erklaeren heisst rechtfertigen, und warum sollte wir das Leben rechtfertigen? Zu leben- ist das nicht genug?

Negation ist wertlos fuer unser Leben, sie fuehrt uns zu nichts; sie ist keine Kraft, die weiterdraengt, noch gewaehrt sie einem einen Platz, wo man Ruhe finden koennte. "Daisetz Teitaro Suzuki, geb. 1870, Japan, Zen-Meister

"Der Sinn des menschlichen Lebens ist das Menschsein. Mensch sein bedeutet Mitmensch sein. Mitmensch sein bedeutet den anderen lieben. Den anderen lieben bedeutet bei ihm sein, wenn niemand bei ihm sein will, Zeit fuer ihn haben, wenn alle an ihm vorueberhasten, ihn aus seinen Verworrenheiten herausholen, ja zu ihm sagen, trotz seiner Feindseligkeit, ja sagen zu seinem ganzen Wesen, zu all seiner Besonderheit und Unbegreiflichkeit.

Mensch sein heisst, versuchen, in der zerstoerten Schoepfung die urspruengliche Ordnung wiederherzustellen oder doch im Grauen der Welt ein Stueck Geborgenheit zu schaffen- Mensch sein ist das Schwerste, was es gibt." Manfred Hausmann, geb. 1898, deutscher Schriftsteller

"Liebe Seele, trachte nicht nach dem ewigen Leben, sondern schoepfe das Moegliche aus." Pindar, ca. 518-447 v.Chr.

Kurz vor seinem Tode schrieb Anton Tschechow an seine Frau: "Du fragst mich: Was ist das Leben? Das ist, als fragtest du: was ist eine Mohrruebe? Eine Mohrruebe ist eine Mohrruebe und mehr weiss man nicht darueber."

Ich sage: Der tiefere Ernst des Lebens ist heiter, und morgen fahr ich weiter.

geschrieben am 29.6. in Pretoria


 


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