8/11/2002 Deutschland / Passau
Regen hinter Regensburg
Badehose und Bikini statt Regenjacken sind gefragt (man wird eh nass...)
(Harald und Renata) Wir sitzen in einer fuerchterlich verqualmten Internet-Benutzungsklause, wieder mal nass bis auf die Knochen. Renata hat gerade ein Handtuch angeboten bekommen, damit sie nicht mit ihren klatschnassen Sachen den Boden in eine echte Surfflaeche verwandelt. Langsam haben wir den Verdacht, dass uns der Regen irgendwie verfolgt: verdaechtig z.B. diese rechtwinkligen Richtungsaenderungen der Wolkenzuege, sobald wir abbiegen. In Passau ist ein bisschen Katastrophe angesagt, weil hier zur Donau auch die Iltz und der Inn fliessen und die fuehren gerade Hochwasser aus den Bergen. Es hat lt. Lokalblatt sogar ein Haus halb weggespuelt und auf dem hiesigen Campingplatz wurden 100 Leute in der Nacht evakuiert. Weil ich wieder mal mit meinem Fahrrad herumlaboriere, kommen wir am 9.8. in Regensburg erst nachmittags auf die Strasse und erreichen den schoensten Campingplatz der Tour kurz vor Straubing. Das Zelt bauen wir im Schweinsgalopp direkt an einem grossen See auf. Ich springe gleich ins gruen-truebe Wasser und werde von einem Barracuda angegriffen...Na ja- es passiert halt nichts Spannendes. In der Nacht benutzen wir wie ueblich meine demontierbare Halogenlampe zur Wegfindung auf den Campingplaetzen. Und weil die Lampe in meiner Hosentasche brennt, meint Renata: "Sieh mal, ein Gluehwuermchen!" Also, ich bin echt geknickt! In Straubing findet grad eine grosse Sauf-Volksfeier a la Oktoberfest statt. Und ein Trupp Halbstarker im Nebenzelt bekommt den Ortswechsel vom grossen ins kleine Zelt wohl irgendwie nicht mit. Jedenfalls krakeelen sie munter weiter, Flaschen scheppern. Ein Camper scheitert jaemmerlich mit seinem Protest, bis der Badman auf den Plan tritt: Harald, der Raecher der Witwen und Waisen. Nach einem mittelschweren Wortgewitter ist jedenfalls "a Rua". Unsere Waesche trocknet in der Feuchtigkeit nicht und so geht es wieder mal erst nachmittags auf die Piste. Wir fassen Passau ins Auge und nehmen die Saettel ordentlich zwischen die Beine. Unterwegs ueberschreiten wir die 1000-km-Marke. Nach dreieinhalb Stunden sind wir in Vilshofen, 71 km auf dem Zaehler, aber Passau liegt noch 27 km vor uns. Wir werden seit geraumer Zeit von einem Radler verfolgt, besser gesagt Renata. Ihre Heck-Ansicht gefaellt ihm wohl besser als meine. Und wie es der Zufall so will, landen wir vor derselben Kneipe. Man kommt ins Gespraech, ein fluessiger Radler („Alsterwasser“- fuer die Nordlichter) folgt dem anderen und wir werden von einer Schlesierin und ihrem Freund eingeladen, auf deren Couch zu uebernachten. Renata fachsimpelt mit der Polin ein wenig und gegen zwei Uhr schlafen wir endlich, muede wie die Baeren im Winter, ein. Der laengste Tag. Wir brechen gegen 6.30 Uhr auf und sind bald darauf in Passau. Es regnet endlich wieder mal. Wir suchen Fruehstueck- aber die Buergersteige sind hier sonntags morgens noch hochgeklappt. Uns retten ein groesseres Fast-Food-Unternehmen mit schottisch klingendem Namen und vier Portionen das Leben. Wir brauchen Ruhe, ein Bett. Mein rechtes Knie meldet sich wiederholt, die Oberschenkel ziehen. Und es giesst wie aus Eimern.
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