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Reisetagebuch

7/24/2005   Zimbabwe / Harare

Lebende Steine

...und ein Steinalter

(Harald) Wir goennen uns einen kurzen Aufenthalt in Harare und gehen in den Botanischen Garten der Hautpstadt.

Es ist ein schoener Wintertag, die Luft ist im Schatten kuehl, die Sonne waermt aus wolkenlosem Himmel, ein leichter Wind reinigt die Stadtluft. Wir beide sind in aufgeraeumter Stimmung. Das parkaehnliche Gelaende ist ein romantischer Ort voller grosser Akazienbaeume aller Arten, hier gruenen Feigen- und Wilde Olivenbaeume, unsere Fuesse rascheln durch gelbes Laub, ungewoehnliche Vogelstimmen lenken unsere Blicke immer wieder in die Kronen. Gelb-olivfarbene Webervoegel zetern wie unsere Spatzen daheim, eines ihrer Nester von 2 Metern Durchmesser haengt in einer Akazie. Es sind Koloni-Webervoegel, die sich zu dutzenden gemeinsam ein Nest gebaut haben, einen riesigen Kokon voller Schlupfloecher und -roehren. Die Voegel schuetzen sich durch ihre grosse Zahl besser vor Baumschlangen, Raben und anderen Nestdieben.

Ein modernes Gewaechshaus praesentiert Pflanzen der Wuesten und Halbwuesten. Ein junger Mitarbeiter laesst uns nicht gehen, ohne uns auf seine unscheinbaren Schaetze aufmerksam zu machen. Er muss uns foermlich mit den Nasen drauf stossen, um sie zu zeigen. Es sind dunkelgruen-braeunliche Bodenpflanzen, die nur wenige mm hoch wachsen und die Kleinsten erreichen ausgewachsen gerade mal einen Durchmesser von 5-6 mm. Es sind Ueberlebenskuenstler, die hart wie ein Sansiverius-Blatt sind und meist aus nur einem "Blatt" bestehen. Sie wachsen in Namibia, Botswana und S.A. Da man sie aufgrund ihrer Tarnung niemals zwischen den Steinen erkennen kann, werden sie im Volksmund "Lebende Steine" genannt. Ich staune immer wieder, welche Formen sich das Leben gesucht hat. Man braucht nicht in den Kosmos zu fliegen, um auf die kuriosesten, fantastischsten Erscheinungsformen der Evolution zu stossen. Als wir gehen, schenkt der junge Mann mir ein paar Samen seiner kostbarsten Schuetzlinge.

Wir sind fast alleine in diesem Picnic-Paradies, in dem man lt. Aushang fuer Hochzeitsfotos separat bezahlen muss.

Euphorbia-Kaktusbaeume stehen hier neben Bombacaceae, einem tropischen Baum Sued-Amerikas, dessen Stamm mit hoelzernen Stacheln uebersaet ist.

Wir stossen auf einen gebeugten Greis in kurzen Hosen und mit weissen, krummen Beinen. Der Mann geht gebueckt, seine wirren, weissen Haare wehen im Wind. Er schreibt angeblich an einem Buch und will die unglaubliche Chaotik des Archivs beseitigen. Das scheint mir eine Sisyphusarbeit, die seiner Lebenserwartung nicht ganz angemessen ist. Offensichtlich will er Eindruck schinden. Er erzaehlt mir, dass man unter den Biologen annahm, dass es im Highveld Zims etwa 250 verschiedene Spinnenarten gaebe, aber bei einer Untersuchung allein in der Stadt Harare 310 Arten fand. "So gering ist unser Wissen. Wir vernichten die Arten, bevor wir sie ueberhaupt kennen."

Er heisst Robert Baily Drummond, ist 81 und schusselig, aber schlau genug, zu wissen, wie man zu einer Tasse Kaffee eingeladen wird. Ich kann seinen Ausfuehrungen nur schwer folgen, aber als er nach Kuchen beim Kellner fragt, versteht man ihn tadellos. Seiner selbst vervollstaendigten Einladung zu Kuchen erweitert er ungeruehrt auf gleich 2 Stuecke und ich sage dem Kellner, was er bringen kann. Als wir gehen wollen, versucht er, wieder Verwirrtheit spielend, auch noch zu arrangieren, dass wir ihn in einem Taxi mitnehmen.

Wir gehen ins Kino- "Der Flug der Phoenix" und abends hat Lisa gekocht, eine freundliche, unkomplizierte Seele. Peter, der enteignete Farmer, ist voller Trauer, Frustration und Wut ueber das Unrecht. Andy, der National-Spieler ist frustriert ueber den Ausschluss aller Weissen aus dem Team, der zwar auf internationalen Druck hin wieder rueckgaengig gemacht wurde, aber den das Team nie mehr verkraftet hat, weil die guten Spieler alle abgewandert sind und jetzt gegen Andy spielen. Andy war auch einen Monat in Australien, wo es viel Geld zu verdienen gab, aber wo er Afrika, Zim, derart vermisste, dass er sofort zurueckkam. "Ich hab halt einen neuen Plan gemacht. In Zim musst du immer einen Plan machen."

geschrieben am 22.8. in Tete


 


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