7/29/2005 Zimbabwe / Masvingo
Rina, die Loewenmutter
Christina reist heim
(Harald) Mary hat fuer uns einen Besuch bei einer der bedeutendsten Loewenpflegerinnen im suedlichen Afrika arrangiert und faehrt mit uns zu deren Farm nahe des Sees. Rina ist eine korpulente, energiegeladene Dame Ende Fuenfzig. Ihr und ihrem Mann sind nach der Landenteignung nur noch das Haus und ein kleines Grundstueck geblieben. "Dann mussten wir einen neuen Plan machen" sagt sie. Rina hat auf ihrer Farm ein halbes Dutzend Hunde, sowie ein Dutzend Katzen, zwei davon blind, und einen kleinen Blauaffen, der mit allen in Frieden lebt und voellig frei in den Baeumen tollt und sich bisher nie einer der wilden Horden seiner Artgenossen angeschlossen hat, die im Busch ringsum leben. Rina fuehrt uns zu ihren Zoeglingen, zwei drei Monate alten Loewen, deren Mutter sie abgelehnt. "Ich kann nicht mehr nachhalten wieviele Loewen ich aufgezogen habe. Sie werden u.a. in Gameparks ausgesetzt, meist in S.A." Vor uns ein etwa 5x5 m grosser Kaefig in dem die beiden Babys freudig quaekende, brummende Geraeusche von sich geben, als sie ihre Ziehmutter erkennen. Rina hat zwei grosse Schnullerflaschen bereitgehalten, an denen die Kleinen saugen. Die Loewen sind etwa 10-12 kg schwer, pelzige, leise und aengstlich fauchende Katzen, mit langen scharfen Zaehnen und geradezu grotesk grossen Pranken, gross wie mein Handteller. Die Krallen uebertreffen alles, was ich an Hauskatzen je gesehen habe und ich bin mir sicher, dass selbst ein erwachsener Mann diese drei Monate alten Loewen nicht ohne Schutzkleidung festhalten koennte. Der Hunger der Loewen besiegt immer wieder sekundenlang ihre Scheu vor mir und sie saugen gierig aus den Flaschen und schwups! mit einem einzigen Biss ist der Riesenschnuller ungekaut im Schlund verschwunden. "Ich muss neue Schnuller kaufen, dass passiert haeufig. Aber die Schnuller kann man hier nirgends bekommen," sagt Rina. Ich frage, ob die S.A. Kaeufer der Tiere diese in ihren privaten Reservaten zur Jagd freigeben. Rina sagt, soweit sie wisse, nicht. Aber wer will das schon sicher sagen koennen? Dass dies immer noch ein eintraegliches Geschaeft ist, obwohl Loewen kurz vor der endgueltigen Ausrottung stehen (genauso wie Geparden, Wildhunde u.v.a.), mag unverstaendlich erscheinen, aber ohne diese Einnahmen der reichen Jaeger aus Europa und den USA, waeren die vielen Privatparks kaum zu betreiben- jedenfalls sagen das deren Besitzer. "Ich verdiene mit den Aufzuchten nichts, denn die Einnahmen gehen fuer die Milch und das Fleischfutter drauf," sagt Rina. "Ich muss fast rund um die Uhr fuettern, denn Loewen fressen auch nachts. Das ist ein anstrengender Job." Der kleine Affe startet immer wieder aufgeregt Scheinattacken auf mich, zieht aufgeregt die Augenbrauen hoch und bleckt, keckernde Geraeusche von sich gebend, die Zaehne. "Er sieht die Angst der Loewen und will sie vor dir beschuetzen." Dieser 1-kg-Winzling wagt sich an mich, um Loewen zu verteidigen- die Natur ist voller Ueberraschungen! Rina ist nicht nur Farmerin aus Leidenschaft und Loewenmutter, sondern auch eine bekannte Tiermalerin, deren Bilder in S.A. und England verkauft werden. Am Nachmittag haben wir Gelegenheit, einige Bilder in einer neuen Galerie in Masvingo zu sehen. In der Nacht fahre ich Christina mit dem Bakkie zur Haltestelle des "City to City"-Busses, der in Masvingo, auf dem Weg von Harare nach Johannesburg, Zwischenstop macht. Morgen wird Christina in Joburg in ihren Flieger nach Frankfurt, uebermorgen dort in den Zug nach Hamburg steigen. Es ist kalt als wir an der Tankstelle ankommen. Ich hatte Peter gefragt, ob an dem Wagen irgendetwas Aussergewoehnliches sei, was ich wissen muesste. "Nein" meinte er. Aber ich bekomme den Zuendschluessel nicht herausgezogen, den ich benoetige, um aus dem Kofferraum Christinas Gepaeck herauszuholen! Leichte Panik bricht aus, denn der Bus wartet nicht und dann waere der Flug verpasst und... Ich frage Hiesige, ob sie des Raetsels Loesung kennen, denn ich bin drauf und dran den Kofferraum aufzubrechen. Der Busfahrer kennt einen winzigen Knopf unter der Lenksaeule verborgen und beim Druecken loest sich der Schluessel- ein Schutzmechanismus gegen schnellen Zugriff. Es ist kalt, dunkel... und ich mache mich foermlich aus dem Staub- ich bin schon immer ein saumaessiger Verabschieder gewesen. Wie sagte doch Tania Blixen: "Ich bin besser beim "Hallo!" geschrieben am 27.8. in Lilongwe
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