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Reisetagebuch

8/8/2005   Zimbabwe / Masvingo

Angeltag

Das Heim einer Sanfamilie, Fische, Skorpione, Flachechsen, eine Vogelspinne und eine Brennraupe

(Harald) Es gibt in Zimbabwe, ausser in der Hauptstadt, nur in ein oder zwei Staedten Chiropraktiker- in einem Land 10 % groesser als die BRD. Hilfe kommt fuer mich durch eine Bekannte von Mary. Die Frau macht Uebungen mit mir. Nach vier Tagen bessert sich mein Zustand erheblich. Ich arbeite am Computer. Im Netcafe versuche ich bei "Yahoo.de" einen Artikel aufzurufen: "Die Wurzel des Rassismus ist Angst." Aber der zimbabwische Geheimdienst hat diesen Artikel blockiert.

Es ist haesslich, in einem Ueberwachungsstaat zu leben. Die Telefone der weissen Farmer werden oft abgehoert, ihre Post abgefangen, Denunzianten sind ueberall. Es ist offensichtlich, dass dieses Schicksal auch meine Gastfamilie trifft, so dass ich aufpassen muss, was ich am Telefon sage und was ich im Tagebuch schreibe. "Wir lassen uns nicht Bange machen," sagt Peter. "Sie haben uns eh schon alles genommen. Wir sind zimbabwische Staatsbuerger und irgendwann ist dieser Spuk mal vorbei. Wir halten aus." Zwei Drittel aller Weissen haben ihre Heimat verlassen, viele koennen nur schwer zurueck, da sie Farmen in Zambia, Mosambik, Nigeria oder Malawi aufgebaut haben.

3.30 Uhr Wecken. Wir fahren an den Lake Kyle zum Fischen. Mit einem Motorboot, schnell wie ein Auto, flitzen wir ueber die glitzernden Wellen, ein Traumtag zum Angeln. Den ganzen Vormittag versuche ich vergeblich mein Glueck, Peter hat das bessere Haendchen und holt mehrere Barsch-Exemplare an Bord. Von weitem hoeren und sehen wir Nilpferde, auf einer der kleinen Inseln watschelt ein grosser Waran, Aegyptische Gaense, Schlangenhalsvoegel, Kormorane, Eisvoegel, Fischadler und ein Haartebeest, eine seltene, ponygrosse, schlanke Antilopenart am Ufer.

Picnic am Mittag, ein Braai (Grillen) mit den Kindern. Das ist einer meiner schoensten Tage in Zim, mit der Familie hier am See.

Am Nachmittag gehe ich alleine los, Richtung Greater Zimbabwe. Ein Junge schlawenzelt um mich alsbald herum und ich nehme ihn als ortskundigen Begleiter mit. Ein Dik-Dik springt davon, die kleinste Antilope Afrikas. Ich suche kleineres Wild. Nach kurzem Suchen fange ich eine Flachechse, die nur einen Zentimeter hoch ist, danach schwarze Skorpione aller Groessen und eine zweite Art, dann erfuellt sich einer meiner Wuensche: wir graben eine grosse Vogelspinne aus, deren kreisrunden Baueingang ich entdecke (seit Kairo der zweite Fund). In einer separaten Kammer hat die ungefaehrliche Spinne ihre Beutereste abgelegt, hauptsaechlich Tausenfuessler. Ich mache Fotos und lasse meine Beute laufen.

Dann zeigt mir der 16-jaehrige Sidney Masendeke Felsmalereien der San, auch Buschmaenner genannt. Eine Ansammlung riesiger Kopjes, also rundlicher Granitbloecke auf einem kleinen Huegel, diente ihnen als Familiensitz. Unten bietet ein ueberhaengender Fels einen regensicheren Kuechenplatz, ganz oben, in Sicherheit, bietet ein hohler Brocken trockenen Platz fuer vier, fuenf Schlafstaetten und vom obersten Fels hat man einen fantastischen Blick ueber den See, der heute die einstige Schlucht ausfuellt, in der es Wasser gab.

Die Felsmalereien sind 1000-2000 Jahre alt und gut erhalten. Es sind Jagdszenen, Giraffen, Bueffel, Antilopen. Um erlegte Tiere zu symbolisieren, hat der Kuenstler die Tiere auf dem Kopf stehend gemalt. Tiere wurden mit einem Lehm-, Menschen mit einem deutlich dunkleren Blutgemisch gemalt. Die San waren reine Jaeger und Sammler und erst als nomadische Bantustaemme aus dem Norden kamen und Vieh mitbrachten, zweigte sich ein Teil der Buschmaenner ab und wurde Viehhirten, die heute als Khoi bezeichnet werden. Die Khoi-San lebten in voelligem Gleichgewicht mit der Natur, vereinzelt in Familiengruppen, nur locker in Sippen und Clans organisiert. Sie konnten den viel groesseren und in Doerfern lebenden Bantus nicht standhalten, lebten allerdings mitten unter ihnen im Busch. Sprachanteile ihrer Klicklautsprache sind in die Sprache der Zulu und Xhosa u.a. eingegangen und erst die Weissen machten ihnen endgueltig den Garaus. Heute leben sie in geringer Zahl nur noch in Botswana und Namibia.

Am Abend hat sich mein Hals feuerrot entzuendet. Es dauert eine Weile, bis Peter herausfindet, was die Ursache ist. Ich habe an der Decke der Schlafhoehle der San eine riesige Schmetterlingspuppe gefunden und abgeloest. Die Raupe hat ihre Haare auf ihren Kokon gestreift und das sind Brennhaare. Ich habe erst den Kokon angefasst, dann meinen Hals. Tagelang haelt das Jucken vor.

Beim Abschied gebe ich Sidney Geld und er schenkt mir eine Halskette aus Samen und Nuessen.

geschrieben am 10.9. in Iringa


 


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