8/11/2005 Zimbabwe / Masvingo
Heroes Day oder: Keine grosse Sache, Sir!
Nationalfeiertag in Zim
(Harald) Heute und morgen feiert Zim sich selbst. Geehrt werden die "Helden" des Freiheitskampfes der 70er Jahre gegen die Weissen im eigenen Land. Bis 1980 hiess das Land Rhodesien und war ein Quasi-Apartheidstaat (mehr dazu im kommenden Eintrag aus Harare). Die Zeitungen sind voller, stets gleich aussehender Anzeigen aller ohnehin staatlichen Unternehmen. Jeder Manager dieser parteiabhaengigen Unternehmen betaetigt sich geradezu lobhudelnd im Text ueber die Freiheitskaempfer der 70er Jahre. Der GF-"Grosse Fuehrer"- Robert Mugabe kritisiert indirekt in seiner gedruckten Rede an die Nation seine Landsleute: er habe ihnen das Land der weissen Farmer gegeben, jetzt sollten sie es auch bestellen und produktiv sein, heisst es sinngemaess. Zwischen den Zeilen liest man also, dass dem GF auch nicht passt, dass viele Farmen nach den gewaltsamen und auch nach zimbabwischen Recht widerrechtlichen Enteignungen in keiner Weise genutzt werden. Die Felder liegen brach seit Jahren, alles ist abgebrochen, verhoekert, zerstoert worden. Die weissen Farmer waren waehrend der Uebernahmen gezwungen, unter Androhung von Gefaengnis und Schlimmerem, alle Maschinen und Farmgeraete auf den Hoefen zu lassen- ohne Schadenersatzzahlungen wohlgemerkt, wie man den eigenen Buergern und dem afrikanischen Ausland glauben machen will. Es stimmt also nicht, dass den neuen Farmern stets die Finanzen fehlten, um die Farmen weiter zu betreiben. Trotz kostenloser Uebernahmen von Land, Gebaeuden und Maschinen haben die neuen Eigentuemer in den letzten Jahren in den allermeisten Faellen nichts zuwege gebracht. Und bei den Landenteignungen haben die Parteigrosskopferten natuerlich dick abgesahnt: die besten Grundstuecke sind in Haenden der Bonzen von ZANU/PF. Als einer der hoechsten Politiker des Landes wg. Korruption abgeurteilt wurde, hat Mugabe ihn persoenlich begnadigt. Propaganda funktioniert aber auch so: In einer oertlichen Tageszeitung heisst es z.B.: "Die Zahl der Unfallopfer ist leicht gesunken..." Tatsaechlich sind statt zwei, wie im Vorjahr, dieses Jahr 4 Menschen gestorben, aber statt 76 Verletzte gab es nur noch 72. Die sozialistischen "Bruderstaaten" China und Russland werden in den Zeitungen fuer ihre Unterstuetzung gelobt. In juengster Zeit wendet sich neben Zim auch S.A. Richtung Asien, z.B. nach Singapur. Man hofft dort an Kredite, Maerkte und Hilfe zu gelangen, ohne die als Bevormundung der Ex-Kolonialmaechte empfundene Einmischung in die Innenpolitik. Kanada, die USA, die EU- alle kritisieren Wahlbetrug, Korruption und staatliches Unrecht. Und Kredite sind von dort nicht mehr zu haben, da die Zinszahlungen Zims Haushalt sowieso schon ueberstrapazieren. Ob aber asiatische Laender bereit sind Kredite zu geben, ohne Gewaehrleistung, dass der Loewenanteil nicht in die Privattaschen von Zims Partei-Bonzen fliesst, mag bezweifelt werden. Die EU hat nach erfolglosen Gespraechen im Jahr 2002 Sanktionen gg. Zim verhaengt, die gerade wieder um ein Jahr verlaengert wurden. In diesen Tagen gewaehrt Thabo Mbeki, der Praesident von S.A., Parteifreund und Verwandter von Mugabe, dem Land einen Kredit, den Informierte schlicht als Geschenk bezeichnen, weil dieser Kredit nie zurueckgezahlt werden wird. Damit sollen u.a. die ausstehenden Zahlungen Zims an den IWF (Internationaler Waehrungsfond) getilgt werden. Das ist Augenwischerei, da es fuer Zim fast keine Rolle mehr spielt, Mitglied des IWF zu sein, denn die Staatsoekonomie ist eh voellig erledigt. Das Land ist bankrott, platt, am Ende, die Arbeitslosigkeit liegt bei 75%, obwohl bereits ca. 4 Millionen Zimbabwer, also jeder Dritte! im Ausland lebt, vor allem in S.A. (allein in Joburg ca. 1 Mill.) und in UK (ca. 1,2 Mill). Und 80 % der Buerger leben unter der Armutsgrenze. Wuerde der GF mit dem Hitlerbaertchen nur sein Schweizer Konto (und die anderen auf den Niederlaendischen Antillen, den englischen Kanalinseln, den Bermudas etc.) raeumen, auf denen nach Informationen etwa 1 Milliarde USD gebunkert sind, dann waere seinem Land ja geholfen und der Kredit S.A.s waere nicht noetig. Man hat den Eindruck, Mugabe und seine Clique spielten "Staatsmaenner". Die Kindlichkeit, mit der sich Zims Politiker in der Presse aeussern, z.B. im suedafrikanischen Fernsehen, ist kaum noch zu ueberbieten und wird in S.A. von der Bildungselite verlacht. S.A. wird dieser "Kredit" am Ende wohl ca. 500 Mill. USD kosten und das Land braucht selbst Geld, um seinen grassierenden Problemen Herr zu werden. Was nutzt es, Zim zu boykottieren, aber S.A. zu unterstuetzen, wenn das Geld nur einen Umweg nimmt? Mugabe kritisiert auch oeffentlich die von ihm als sog. "Handy-" und "Weekend-Farmer" bezeichneten schwarzen Landeigner, die von ihrem Wohn- und Business-Ort Harare aus, auf ihren Farmen z.B. im Lowveld anrufen und fragen: "Hat es geregnet?" Und die hoechstens mal am Wochenende "vorbeischauen". Jeder hier weiss, dass man in Afrika so nicht wirtschaften kann. Die angeblich so eindeutigen Wahlen im Maerz 2002 waren gefaelscht. Wahlbeobachter der USA und des Commonwealth waren als "Abgesandte der Imperialisten" nicht zugelassen und die von der OAU (Ost-Afrikanischen-Union) segneten die Wahl, trotz offensichtlicher Verstoesse, als "frei und fair" ab. Eine Kraehe hackt der anderen kein Auge aus. Warum macht die Bevoelkerung das mit? Nun, da ist einmal der Rassenhass der Weissen auf die Schwarzen, der nie von ihnen reflektiert oder gar in Frage gestellt wurde und unvermindert blueht und der, nach jahrzehntelangen Umwegen ueber gescheiterte Gespraechsversuche, nach viel Geduld und Erdulden seitens der indigenen Bevoelkerung in einem blutigen Freiheitskampf/Terrorkrieg (je nach Lesart) endete und einen Gegenhass ausgeloest hat. Jetzt ist "Pay-Back-Time" angebrochen. Diese Stufe gilt es zu ueberwinden, aber die Aussichten sind gering, denn mit den Enteignungen ist neuer Hass entstanden. Obwohl die Leute leiden, ist es ihnen wichtiger, die verhassten "Feudalherren" zu verjagen, die gigantische Farmen aufgebaut haben und den allergroessten Teil allen Privatbesitzes unter sich aufteilten (1 % der Bevoelkerung besass fast 90 % des Landes). Das foerderte Neid. Das Land gehoerte einst den Schwarzen, die vor rd. 100 Jahren geschlossenen Vertraege waren betruegerisch formuliert, bzw. ausgelegt und am Ende wurden sie sogar voellig missachtet. Die Schwarzen sehen das Land also als ihr eigenes an und eine Uebernahme ist somit kein Unrecht. (In Kenia kaempfen die Massai-Nomaden seit ueber zwei Jahren gerichtlich darum, wieder in den Besitz ihrer Weidegruende zu gelangen, die von ihnen fuer 99 Jahre gepachtet waren. Jetzt heisst es, es seien 999 Jahre vereinbart worden. Und ausserdem sieht sich die jetzige Regierung nicht als Rechtsnachfolger derjenigen der Jahrhundertwende. Diese Logik erklaere man mal den zimbabwischen Waehlern). Im Weiteren wirkt das Vorbild S.A.s, wo eine von Schwarzen gelenkte Wirtschaft erfolgreicher arbeitet (noch). Letztlich sagt man sich auch: "Was brauchen wir die Weissen? Im Kongo, in Uganda etc. gibt es praktisch keine Weissen und dort existieren auch funktionierende Staaten." Der GF lenkt die Wut ueber die Misere geschickt auf die Weissen: die Sanktionen seien Schuld, die Duerren (2002 und 2003) seien vom englischen Geheimdienst ausgeloest, die Zinszahlungen an den IWF ungerecht etc. Man schwafelt von Sabotage durch genmanipulierten Mais und Geheimdienstaktivitaeten etc. Fakt ist, dass es heute bereits ein Zigfaches an schwarzen Millionaeren im Land gibt als Weisse. Fakt ist, dass sich Zim mehr Minister leistet, als irgendein anderer Staat der Welt, incl. USA, China und Russland. Und das der GF die Zahl sogar noch ausdehnen will, indem er eine dritte Kammer, einen Senat einfuehrt. Alle Minister reisen mit grossen "Delegationen" (Verwandten, Freunden, Proteges) in Fünf-Sterne-Manier per Jets endlos durch die Welt. Fakt ist, dass eine einzige Ministerkonferenz mehr kostet, als alle sofort im Land benoetigten Medikamente. Fakt ist, dass die Inflation derzeit ca. 250 % betraegt. Die Zinslast des Landes liegt bei 40 % des Staatshaushaltes. Trotzdem werden 1,3 Milliarden jaehrlich fuer "Verteidigung" ausgegeben, obwohl Zim an keiner Grenze den Hauch eines Feindes hat (Mugabe hat gerade wieder Kampfjets in China gekauft, "nur fuer alle Faelle"). Kabinettmitglieder und Bonzen der ZANU/PF "beschlagnahmen" Autos in den Fabriken und verkaufen sie fuer 100.000 USD. Gerichte, die das Pack ins Gefaengnis schickt, hebelt der GF persoenlich aus und schickt die Richter in die Walachei. Als im Juli 1989 die Nr. 3 im Politbuero der ZANU/PF wg. solcher Machenschaften aufflog und Selbstmord beging, liess ihn der GF am Heldenmahnmal bei Harare begraben. Und ein letztes Wort zu den sog. "Helden". Unter diesen sind auch Maenner, die 1978 und 1979 zwei Zivilflugzeuge des eigenen Landes abschossen (nach jeder Definition ein Terrorakt). Damals ausschliesslich mit Weissen besetzt. Beim 78er Abschuss zwischen Harare und Kariba ueberlebten einige Passagiere und Crewmitglieder. Die "Helden" des Freiheitskampfes waren schneller als die Hilfstruppe und massakrierten jeden der hilflosen Verletzten, auch die Kinder. Diese Leute hatten auch eine einpraegsame Art, lokale Fuehrer, die von ihren Schuetzlingen unterstuetzt wurden, politische Verhandlungen mit den Weissen der RF (Rhodesian Front) zu fuehren, abzustrafen: Ende 1978 liessen sie noerdlich von Harare einen der Haeuptlinge samt allen Maennern des Dorfes in Linie aufstellen und vor den Augen der Frauen und Kinder erschiessen und zwangen das Dorf, die Leichen so lange liegen zu lassen, bis die Hunde sie gefressen hatten. Am 23.6.1978 Ueberfall auf eine britische (!) Missionarsstation in Elim, nahe Umtali. Fast alle Patienten im Krankenhaus der Mission waren Schwarze, die Mission vertrat rein humanitaere Interessen. Saemtliche Insassen wurden massakriert, ueberwiegend Frauen und Kinder. Ich lass es dabei bewenden. Anderswo ists auch nicht anders. Mit Arafat hat man einen Moerder und Terroristen mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Zur Kaiser-Kroenung des Menschenfressers Fidel Bokassa der Zentral-Afrikanischen Republik kam seinerzeit der franzoesische Praesident zum Gratulieren. Der Kannibale und Kindermassenmoerder Idi Amin von Uganda fand freundliche Aufnahme in Saudi Arabien und starb dort letztes Jahr ganz friedlich und sorgenlos. Wo sind sie alle gelandet, die Papa- und Baby-Docs von Haiti, die Hekmatyars, Taylors, Mladijs und Karadzijs, der Kriegsverbrecher Sharon in Amt und Wuerden u.v.a.m.? Der verantwortliche US-Oberleutnant William L. Calley Jr., Kommandierender des Massakers von May Lai in Vietnam am 16.3.1968, zu seinem Befehl zum Massenmord an 347 Zivilisten: "...keine grosse Sache, Sir." Diese kleine Sache bestand darin, alte Maenner mit Bajonetten zu toeten, Frauen und Maedchen zu vergewaltigen und ihnen danach, samt ihren Kinder und Babys, in den Kopf zu schiessen oder sie mit Handgranaten zu zerstueckeln. Ein Offizier sah von seinem Helikopter aus, was vorging und versuchte Calley zu stoppen, indem er drohte, das Feuer auf ihn und seine Maenner zu eroeffnen. Die Armee hielt die Sache ein Jahr unter Verschluss, bis ein Reporter sie aufdeckte. Es gab einen Hit in den Charts der USA, der Calley als Helden verherrlichte und der Gouverneur von Indiana ordnete Beflaggung auf Halbmast an, als Calley zunaechst zu Zwangsarbeit auf Lebenszeit verurteilt wurde- bevor ihn Nixon zu 3 Jahren Hausarrest in Fort Bennings mit Freundin begnadigte. Der oertliche Pfarrer predigte von seiner Kanzel, Calley sei ein Opfer. "Der ungerechteste Frieden ist immer noch besser als der gerechteste Krieg." Cicero geschrieben am 10.9. in Iringa und am 12.9. in Daressalaam
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