Zeitungsartikel

Mit dem Rad durch Afrika - Krefelder reiste nach Kapstadt und zurueck
Von Alexander Alber
1191 Tage dauerte die Reise des Krefelders Harald Radtke nach Kapstadt und zurueck. 22.000 Kilometer legte er mit dem Fahrrad und 8000 mit dem Bus zurueck.

Als Harald Radtke vor dreineinhalb Jahren zu einer "Reise durchs Leben" mit dem Ziel Kapstadt aufbrach, war sein Bild von Afrika nicht das uebliche: "Fuer mich war das der bunte, nicht der schwarze, dunkle Kontinent." Nun hat der Niederrhein den 47-Jaehrigen wieder, und selbst heute muss er einraeumen: "Einen schlagenden Grund fuer diese Reise kann ich immer noch nicht nennen." Aber die 1191 Tage durch Suedeuropa, Kleinasien, ndas noerdliche, oestliche und suedliche Afrika zumeist im Fahrradsattel mit vielen Naechten im Zelt unter strenenklarem Firmament haben seine Einstellungen veraendert - insbesondere zur Entwicklungshilfe. "Wenn immer Geld an Regierungen fliesst, foerdert das die Korruption. Der groesste Teil der Hilfe sollte durch Hilfsorganisationen, die sich einer freiwilligen Kontrolle unterziehen, abgewickelt werden." Oder man moege es so handhaben wie die Chinesen in Aethiopien: "Die bauen Strassen dort in eigener Regie."
Radtke hat seine "Bike-Tour-4-Good-Hope" in den Dienst von "action medeor" und Karlheinz Boehms "Menschen fuer Menschen" gestellt. Rund 15.000 Euro kamen durch seine Internet-Spendenaufrufe waehrend der Tour zusammen, ein Grossteil gesammelt von Kindern der Grotenburgschule, die Radtke selber besucht hat. Das meiste davon ging an das von medeor gefoerderte Hokisa-Kinderheim in Kapstadt, in dem Aids-Waisen auch psychologische Hilfe erfahren.
Irgendwie abgehakt hat der Baubiologe und ehemalige Geschaeftsfuehrer eines Moebelgeschaeftes ("Das gesunde Haus") den Verlust eines Fahrrades, zweier Digitalkameras einschliesslich eines Grossteils seines Bildmaterials und eines betraechtlichen Teils sener Barschaft durch Strassenraeuber in Johannesburg und einen Hotel-Dieb in Maputo (Mosambik). Nachdem er Anfang vergangenen Jahres seine Reise, nach einem kurzen Heimaturlaub, im suedlichen Afrika fortgesetzt hatte, legte der Krefelder die gleiche Strecke von einem Ort an der Grenze Simbabwe/Mosambik bis Aethiopien mit oeffentlichen Bussen zurueck, um die verloren gegangenen Fotos neu aufzunehmen - "ein Wochen dauerndes Abenteuer" mit einem geplanten Wiedersehen am Tana-See in Aehiopien.
Harald Radtke blickt zurueck auf den Jahreswechsel 2003/2004. "Immer wieder habe ich Krankenhaeuser auf meiner Reise besucht. Da sieht man, was los ist in einem Land." Auch in Bahir Dahr am Tana-See in Aethiopien riskiert er mit einem Fuehrer einen Blick hinter eine Klinik-Kulisse und erfaehrt so vom Tod einer Wittwe, die vier kleine Kinder hinterliess - zwei Maedchen, fuenf und acht Jahre alt und zwei Jungen, elf und 14 Jahre alt. Das Schicksal der Vier war allen Beteiligten bis hin zur Krankenschwester klar: Die Kinder wuerden auf der Strasse landen.
Der Krefelder fand in Addis Abeba eine Adoptionsvermittlungsstelle fuer Kinder im Voraschulalter. Bereits zwei Wochen spaeter waren die Maedchen Eye und Betty in einem Uebergangsheim - acht Monate spaeter von einem italienischen Ehepaar aus Venedig adoptiert. Fuer die beiden Waisen-Jungen bezahlt Radtke die Miete fuer das elterliche Haus im Voraus. Sein Fuehrer in Bahir Dahr will sich um die Brueder kuemmern.
Fast zwei Jahre spaeter trifft Radtke wieder in Bahir Dahr ein. Von dem besagten Fuehrer hatte er nie eine E-Mail erhalten. "Durch Befragen anderer Strassenkinder habe ich die beiden Jungs noch am selben Tag gefunden - sie waren natuerlich auch auf der Strasse gelandet." Vorausschauend hatte der Krefelder zuvor in der aethiopischen Hauptstadt eine Schule gesucht, die bereit war, die Brueder aufzunehmen - gegen Schulgeld natuerlich. Und das teilen sich Harald Radtke, die Adoptiveltern der Schwestern in Venedig und ein in Neapel lebender Bruder der Adoptivmutter mit seiner deutschen Frau. Und genau dort, in Neapel, endete vor wenigen Wochen die Afrika-Reise des 47-Jaehrigen Krefelders. Dort traf er Eye und Betty nebst ihrer neuen Eltern. "Die Maedchen haben mich erst auf den zweiten Blick erkannt. Sie sprechen inzwischen perfekt Italienisch."
Harald Radtke ist dabei, eine grosse Dia-Schau der "Radtour fuer die gute Hoffnung" zusammenzustellen, mit der er in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz auf Tour gehen will. Zuvor, am 8. Maerz, steht bei action medeor in Vorst (St.Toeniser Strasse 21) eine Heimkehrfeier an, fuer die Harald Radtke eine kleine Rede und eine 30-minuetige Dia-Schau ueber die Afrika-Reise vorbereitet hat.
Mehr im Internet unter www.biketour4goodhope.de

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