Zeitungsartikel

"In Jerusalem sind wir sicher"
Letztes Jahr brachen Renata Volkmann und Harald Radtke mit ihren Raedern nach Kapstadt auf. Gerade sind sie in Israel. DIe WZ befragte sie telefonisch zum Irak-Krieg.
Von Yvonne Tenhonsel
Fuer die naechste Zeit sind sie in Zimmer 204 untergebracht, im zweiten Stock, gegeneuber vom "Shelterroom", dem Schutzraum dieser Etage. Der Raum ist mit Plastikplanen abgedichtet, Wasserflaschen, Klebebaender und Notfallkoffer stehen dort bereit, Sicherheitshinweise liegen aus. Wie ueberall. Eine Anordnung der Regierung. Als Renata Volkmann und Harald Radtke vor einer Woche mit ihren Raedern Jerusalem/Israel erreichten und in dem Paulus-Haus , einem deutschen Nonnenkonvent an der Altstadt, ihre vorlaeufige Unterkunft fanden, ist man dort bereits auf den Krieg vorbereitet. Auch Touristen gibt es in Jerusalem keine mehr.
"In den letzten Tagen hat sich die Situation aber entspannt", berichtete Harald Radtke am Sonntagabend telefonisch der WZ. Im Sommer letzten Jahres waren der 44-jaehrige Krefelder und Partnerin Renata Volkmann (34) mit den Raedern nach Kapstadt aufgebrochen (die WZ berichtete). Nach vielen schoenen Erlebnissen , die sie bislang auf ihrer 20.000 Kilometer langen Strecke erfuehren, werden sie nun auch immer haeufiger mit weniger erfreulichen Ereignissen konfrontiert. Die gespannte Lage zwischen Israelis und Palaestinensern etwa beschaeftigt die beiden Weltenbummler derzeit besonders.In ihrem Tagebuch (www.biketour4goodhope.de) halten sie ihre neu gewonnen Eindruecke fest.
Die WZ erreichte die Abenteurer, als sie gerade aus einem Fluechtlingscamp in Bethlehem kamen. "Es war ein anstrengender Tag, wir haben zerschossene Haeuser gesehen, die katastrophalen Lebensumstaende...", schilderte Harald Radtke, und die Anspannung in seiner Stimme war zu hoeren. Der Kriegsausbruch im benachbarten Irak schockte das Paar, "obwohl wir es haben kommen sehen". Schlagartig sei die Stimung unter den Palaestinensern gereizter geworden, das Militaer noch zahlreicher. Radtke: "Jeden zweiten Abend hoeren wir Schuesse. Es gibt noch mehr Kontrollen, staendig werden Paesse verlangt. Manche Gassen in der Altstadt sind komplett gesperrt, der Zutritt zum "Felsendom", der goldenen Moschee, ist aus Angst vor Anschlaegen verboten."
Eine Bedrohung durch den Irak-Krieg fuer Jerusalem befuerchten Renata Volkmann und Harald Radtke aber nicht. Am 19. Maerz schrieben sie: "Hier in Jerusalem sind wir sicher, denn die Altstadt wird nicht bechossen werden. Und Saddam hat, anders als 1991, Israel nicht gedroht." So denken sie auch jetzt: "Es ist zu weit weg." Wie es fuer sie weitergeht, wissen die Zwei noch nicht: "Wir warten ab, wie sich die Situation in Aegypten, unserer naechsten Etappe, entwickelt, stehen in Kontakt mit der aegyptischen Botschaft. Fraglich ist auch, ob wir ueberhaupt mit den Raedern weiterfahren duerfen: Die Strassen sind gesperrt, nur vom Militaer begleitete Bussen ist die Durchfahrt gestattet." Ginge es nach ihnen, wuerden sie sofort weiterradeln. "Wir wollen nicht leichtsinnig sein, werden aber auch nicht aufgeben." Und die Zeit draengt. Vor dem Hochsommer wollen sie im Sudan sein.

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